Sie läutet wieder an neuem Ort – die alte Stundenglocke


„Die Glocken klingen, klingen viel anders denn sonst, wenn einer einen Toten weiß, den er lieb hat.“

Martin Luther

Wann die Idee genau entstanden ist, die alte Stundenglocke der St. Willehad Kirche auf unserem Friedhof aufzustellen, weiß niemand mehr so ganz genau. Als es Pastor Peter Janke zum ersten Mal gegenüber der Gemeinde äußerte, erschien es dem Bürgermeister Andreas Deidert und dem damaligen Friedhofsleiter Anton Nahnsen eine gute Idee. Stephanie Meier, technische Zeichnerin der Kommunalbetriebe Leck, fertigte eine erste Zeichnung, die dann vom Architekten Dieter Feddersen noch verfeinert wurde.

„Wir machen einen kleinen Turm, hängen die Glocke da rein und dann läutet sie….“

Das war der Gedanke, der zunächst im Kopf war…

Was aber alles zu erledigen war, bevor die neue Friedhofsleitung Anke Hamann am 10. August zum ersten Mal auf den Knopf der Fernbedienung des elektrisch gesteuerten Schlagwerks drücken konnte, dauerte mehrere Jahre.

Seit einigen Jahren gehört die Gemeinde Leck zu den 90 Gemeinden in Schleswig-Holstein, bei denen Grundstückseigentümer VOR JEDER Tiefbaumaßnahme auf einem Grundstück das jeweilige Grundstück auf Kampfmittelfreiheit überprüfen lassen müssen.

Auch wenn unser Friedhof schon mehrfach umgegraben wurde – und es sich „nur“ um 4 Punktfundamente handelt – ist es eine Tiefbaumaßnahme. Außerdem war für den neuen Glockenturm ein Bauantrag mit einer kompletten Statik nötig. Ganz viel Dank geht an den Dipl. Ingenieur Jürgen Bruhn, der Bauzeichnung und Statik sehr günstig für die Gemeinde fertigte. Der Bauhof hat dann das Bauwerk im Juni errichtet.

Seit letzter Woche kann nun auf Wunsch bei jeder Beisetzung geläutet werden. Die Verantwortung für die Fernbedienung übergab Bürgermeister Andreas Deidert an Anke Hamann. Die Pastor:innen der Ev.-Luth. Kirchengemeinde zeigten sich sehr angetan von dem neuen Standort „ihrer“ Glocke.

Pastor Peter Janke erzählte ein bisschen zur Geschichte der „kleinen“ Glocke, die seit 1875/76 für die Orientierung im Tag der Lecker Bevölkerung gesorgt habe… Damals war sie, nachdem der Kirchturm der Kirche St. Willehad abgebrannt sei, von einer Bochumer Gießerei wie die 3 großen Turmglocken aus Stahlguss neu gefertigt worden.

2010 musste sie außer Betrieb genommen werden, da sie in zwei Teile zu zerbrechen drohte.* Ersetzt wurde sie durch eine Bronzeglocke, die ein Gemeindeglied gespendet hatte.

135 Jahre lang hat sie 48 mal am Tag zur vollen und zur halben Stunde geschlagen. Ein ganz langsamer Puls für Leck, der zeigte, was die Zeit geschlagen hat. Das Wort und der Segen Gottes war durch sie mitten in Leck hör- und fühlbar. Jetzt gibt sie Gottes Segen über den Tod hinaus den Menschen auf dem Lecker Friedhof.

„Eigentlich wollten wir das Projekt fertig haben, bevor Anton Nahnsen in den Ruhestand verabschiedet wurde, denn auch sein Herzblut steckt darin!“

Nun ist es – ein knappes Jahr danach – endlich geschafft!

* Die Stelle, wo angeschlagen wurde, war vom Schlag sehr dünn geworden und das Risiko des Zerbrechens und einem Durchbruch ins Kirchenschiff konnte man nicht eingehen. Nun wird die Glocke an einer anderen Stelle angeschlagen.