Regenbogenversammlung  – Wie Kinder sie erleben und der pädagogische Hintergrund


Ein Bericht aus dem Ev. Kindergarten Schwalbennest in der Süderstraße. Bürgermeister Andreas Deidert war neulich in die Regenbogenversammlung eingeladen und zeigte sich sehr beeindruckt von dem Vormittag!

Liebe Leser,

wir möchten Euch hier unseren Mitarbeiter Regenbogen vorstellen.
Er ist Teil der wöchentlich stattfindenden Regenbogenversammlung.

In seinem befüllbaren Bauch können die Kinder und Mitarbeiter_innen über eine Woche Wünsche, Sorgen, Probleme und Informationen sammeln.
Die Teilnahme der Kinder ist freiwillig, nur die von den Kindern der Gruppen gewählten Abgeordneten (2 Kinder aus jeder Gruppe) müssen teilnehmen.

An diesem Dienstag geht es um die Gestaltung des Faschingsbuffets. Welche Lebensmittel sollen auf dem Büffet zu finden sein?
Die Vorschläge werden auf einer Liste zusammengefasst und diese Liste dann ausgehängt.
Fast alle Zutaten für das Büffet sind Obst, Gemüse oder Würstchen.
Unter anderem werden auch Erdbeeren vorgeschlagen.
Eine Mitarbeiterin äußert, wie wenig nachhaltig und umweltfreundlich der Kauf von Erdbeeren im Februar ist.
Dieser Hinweis wird an die Kinder weitergegeben, so dass regionale und weitestgehend saisonale Produkte auf der Buffetliste zu finden sind.

An einem anderen Dienstag ist der Geruch der Kindertoiletten Thema der Versammlung.
Ein Kind beschwert sich über den Geruch und darüber, dass andere Kinder oft vergessen zu spülen.
In der Runde werden Lösungsvorschläge gesammelt.
Es werden gemeinsam Hinweisschilder/Piktogramme erstellt, die die Kinder auf das Toilettenspülen hinweisen.
In den Gruppenstuhlkreisen wird die Beschwerde angesprochen und auf die Wichtigkeit des Spülens hingewiesen.

Bei allen Regenbogenversammlungen wird ein Protokoll geschrieben, das in den Gruppenstuhlkreisen nach der Regenbogenversammlung mit Hilfe der Abgeordneten besprochen wird, so dass alle Kinder die Informationen erhalten.

Manch ein erwachsener Leser mag jetzt denken, dass es sich bei diesen „Problemen“ um Kinderkram handelt. So ist es nicht!

Die Kinder gestalten hier ihre Lebenswelt aktiv mit.

Die Erwachsenen moderieren die Dialoge und jede Meinung wird gehört und erfährt Wertschätzung.
Die Kinder lernen, dass sie selbst für ihre Belange wirksam sind. Ihr Wort hat Gewicht.

Die Kinder wachsen beteiligt und selbstbewusst in unsere demokratische Lebens- und Regierungsform hinein.

Partizipation ist hierbei der Überbegriff:

„Partizipation heißt, Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden.“
(Richard Schröder 1995)

Partizipation ist ein lebenslang andauernder Bildungsprozess, für den das Kind und der spätere Erwachsene unterschiedliche Fähigkeiten benötigt.

Die eigene Meinung erkennen,
andere Sichtweisen wahrnehmen und tolerieren,
Eintreten für den eigenen Standpunkt,
Kompromisse aushandeln.

Dies üben wir täglich im Kindergartenalltag und wöchentlich, angeleitet in der Regenbogenversammlung, um die Kompetenz mit aus dem Kindergarten in das spätere (Erwachsenen-)Leben hinauszutragen.

Danke an das Team des Schwalbennestes für den wunderbaren Einblick!