Gott zum Gruße, die Zunft zu Fuße…


Im Juni war wieder ein Handwerker auf der Walz in der Gemeinde Leck unterwegs und suchte dabei auch das Lecker Rathaus auf. Viele bunte Städtesiegel, manche extra für die Wanderbücher gestaltet, zieren bereits das Wanderbuch des vor zweieinhalb Jahren in Cuxhaven gestarteten Zimmerers Jonas Fink, als er nun bei Bürgermeister Andreas Deidert um einen Abdruck des Lecker Siegels und einen kleinen Obulus für seine weitere Wanderschaft vorsprach.

Zunächst hat es den Wandergesellen nach Köln verschlagen, danach fand der 24jährige in mittlerweile acht verschiedenen Ländern Arbeit in seinem Handwerk. Zuletzt war er in Russland, um an einem Zimmerer-Modellbauwettbewerb teilzunehmen – leider waren seine Kollegen und er dort nicht siegreich.

„Gegen die Norweger hatten wir keine Chance!“

Für die Zeit seiner Wanderschaft muss sich Jonas Fink drei Jahre und einen Tag mehr als 50 km von seinem Heimatort Geestland entfernt aufhalten. Anfang Dezember könnte er nach Hause zurück kehren – aber wahrscheinlich wird seine Wanderschaft freiwillig noch länger dauern.

In dem Moment, wo er traditionell das Ortsschild seines Heimatortes „überklettert“, ist die Zeit der Wanderschaft vorbei und er muss sesshaft werden. Seine Mutter Anja freut sich schon heute darauf, gönnt ihm aber jeden einzelnen aufregenden Tag auf seiner Reise: „So eine Chance hat er nie wieder!“ Das stimmt: Die Walz ist die einzigartige Gelegenheit, sich als junger Handwerker im Rahmen einer jahrhundertealten Tradition sowohl beruflich als auch persönlich weiterzuentwickeln.

Übrigens: Genau wie das Biikebrennen, Skat spielen und das Reetdachdecker-Handwerk ist die „Handwerksgesellenwanderschaft Walz“ in das bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe „Wissen. Können. Weitergeben.“ aufgenommen worden.

„Die Wanderjahre waren einst die Hochschule des Handwerks,
eine Art Hochschulstudium in der freien Schule des Lebens,
von einer entsprechenden Organisation in bestimmten fachlichen
Bahnen gehalten – ein Hochschulstudium, wie es für das Handwerk,
ja für die Mehrzahl aller Berufe durch nichts mehr ersetzt werden kann.“

Rudolf Wissell, ehem. Politiker *

* Quelle: https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/bundesweites-19