Fliegerhorst Leck – Ein paar Gedanken


Die Konversion des ehemaligen Fliegerhorstes Leck, also die Umwandlung von militärischer in zivile Nutzung, begleitet die drei Anliegergemeinden Leck, Tinningstedt und Klixbüll und alle anderen Beteiligten nun schon über eine Dekade.

So wie mein Kollege Kraus aus Eschbach, der über die Konversion des ehemaligen und Schwesterflugplatzes Bremgarten ein Buch geschrieben hat (heute der Gewerbepark Breisgau), so könnte ich das so langsam wohl auch.

Es wäre wohl ein spannendes Buch, manches würde sich wie Satire lesen, anderes klänge sehr kompliziert. In der Kompliziertheitsrangliste wären sicherlich Bau- und Planungsrecht und die Förderrahmenbedingungen ganz vorn. 
An mancher Stelle wäre das Buch auch lustig, an anderer Stelle traurig zu lesen.

Ich könnte über unzählige Besprechungen, Videokonferenzen, Abstimmungsrunden und große und kleine Reisen berichten. Manches würde sich lesen, als hätte ich es vom Kollegen Kraus kopiert.

Vermutlich würden viele Kolleginnen und Kollegen aus Garnisonskommunen beim Lesen des Buches leise nicken oder zustimmend den Kopf schütteln. 
Ich könnte über Naturschutz und ein geplantes Naturschutzgebiet berichten, über eine Flüchtlingsunterkunft oder über ein großes Rechenzentrum, dass am Ende dann doch zu unseren Nachbarn nach Dänemark gegangen ist. Spannend wären sicherlich auch die Themen Privatuni und Fischzucht.

Viele Interessenten an der Fläche waren in der langen Zeit schon da. Wäre es nach einem großen Energieversorger aus der Mitte Deutschlands gegangen, so hätten wir dort jetzt einen 340 ha großen Solarpark. Das hätte uns vielleicht ein bis zwei Arbeitsplätze gebracht und die Fläche wäre weg gewesen.

Aber das ist es nicht, was wir auf auf und mit dem Fliegerhorst versuchen wollen.

Die Gemeinde Leck braucht sicherlich Gewerbeflächen und auf anderen Flächen innerhalb der Gebietskulisse der Gemeinde Leck ist eine Erweiterung auf Grund der Naturkulissen schwierig bis unmöglich.

Hier auf dem Fliegerhorst haben wir hingegen bereits eine sehr weitgehende Flächenversiegelung. Daher macht die Entwicklung dort Sinn. Schließlich müssen auch wir immer die Balance zwischen Flächenneuversiegelung und Landschaftserhalt im Auge haben.

Die Einmaligkeit des Konversionsgebiets liegt aber in der schieren Größe und in der Tatsache, dass wir dort eine bestehende und funktionierende Landebahn haben.

Mit dieser Landebahn haben wir die Möglichkeit eine gewerbliche Entwicklung für und mit unseren beiden Nachbargemeinden zu verwirklichen, die ansonsten im Landesplanungsrecht für diese so nicht möglich wäre.

So sind dann auch die vielen Ideen zu sehen, die uns gemeinsam umtreiben.

Das hier ein Entwicklungspotential in der fliegerischen Entwicklung liegt, haben viele Studien, z.B. Air Connect, belegt. Abgestimmt zwischen den drei Gemeinden ist bisher eine Entwicklung, die sich im Wesentlichen im Bereich der Drohnenforschung, Entwicklung und dem Testbetrieb bewegt. Dabei liegt ein Fokus auf elektrischen Antrieben.

Auch den Flugbetrieb unserer Sportfluggruppe, zukünftig wieder auf der erneuerten „alten“ Graslandebahn im Westen, wollen wir sicherstellen und mit der Reaktivierung der Asphaltlandebahn auf einer Länge von 1,5 Km eine Erweiterungsmöglichkeit schaffen.

All die Rahmenbedingungen hinter diesen, bereits in der Umsetzung befindlichen, Entwicklungen würden das Buch stetig füllen. 
Dazu kommen dann noch unzählige Interessenten an der Fläche.

Viele waren schon da, manche sind noch da, andere kommen vermutlich noch. Manche finden den Weg in die Medien, andere nicht. Aber alle nehmen wir ernst, sei es ein Freizeitpark, ein Rüstungsunternehmen oder Paintballspieler auf der Suche nach einer Halle sind.

Alle müssen gegen Fördervorgaben, Baurecht, gegen die Interessen und Vorgaben der Gemeinden und schon bestehende Ansiedlungen oder konkrete Zusagen bestehen und geprüft werden.

Manches lässt sich am Ende halt nicht neben einer Wohnbebauung ansiedeln. Immerhin sollen, wenn es läuft wir geplant, demnächst dort ca. 500 Menschen eine neue Heimat in fußläufiger Entfernung zu ihrem zukünftigen Arbeitsplatz finden.

Anderes muss mit der Testeinrichtung des Kraftfahrtbundesamtes, die in den nächsten Jahre aufwachsen wird, verzahnt werden. Wieder anderes darf die Ansiedlung des geplanten Hochsicherheitsrechenzentrums nicht gefährden.

Manches wäre offensichtlich und leicht zu erklären. So sollte es leicht nachvollziehbar sein, dass hohe Windkraftanlagen zwar gut für unser Energiekonzept sind, aber nicht neben einer Landebahn stehen können.

Warum hingegen eine Verlängerung der Landebahn über 1,5 Km hinaus schwierig ist, erklärt sich nur, wenn man weiß, was in den nächsten Jahren mit der Testeinrichtung geschieht.
So ist alles immer ein Kompromiss zwischen vielen Interessen und Vorgaben.

Hinter all der ganzen, für Haupt- und Ehrenamtler, manchmal frustrierenden Arbeit steht der Versuch, hochkarätige Arbeitsplätze in Südtondern zu schaffen, Gewerbetreibenden attraktive und zukunftsfähige Flächen anzubieten und am Ende natürlich, das durch die Gemeinden investiert Geld, über den Verkauf und die Gewerbesteuer, wieder hereinzubekommen.

Ein Kapitel im Buch wäre sicherlich dem Finanziellen gewidmet. Zunächst würde ich damit aufräumen müssen, dass das Gelände den Gemeinden gehörte. 
Der Fliegerhorst liegt im Gebiet der drei Gemeinden und zwar im Verhältnis Leck 75%, Tinningstedt 15% und Klixbüll 10% und gehörte bis vor kurzem noch komplett der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA).
Auch in den Bereich der Fiktion gehört, dass wir das Gelände für einen Euro gekauft oder gar geschenkt bekommen haben.

Die BIMA ermittelt immer einen ortsüblichen Preis, in den sie auch die Besonderheiten eines ehemaligen Bundeswehrgeländes einkalkuliert.  Zu diesem Preis haben wir bereits einen großen Teil der Flächen gekauft.

Die Fläche der Teststrecke bleibt bei der BIMA. Für einen Teil der Flächen läuft die Wertermittlung noch und für die FPAS belasteten Flächen muss noch ein Plan entwickelt werden.
Für den Ankauf der Flächen, den Naturausgleich, Planung, Gutachten, usw. und die abschließende Erschließung, müssen die Gemeinden viele Millionen vorfinanzieren.
Wir in Leck kennen das durch unsere anderen Gewerbeflächen. Aber auch für uns ist die Größe des Gebiets und die damit verbundenen Kosten ziemlich einmalig.

Mit all unseren anderen Projekten, Kindergartenbau, Sanierung Kanalnetz und Kläranlage, Grundschulerweiterung, Projekt „Soziales Miteinander“ und den laufenden und geplanten Kosten für unser Erlebnisbad, um nur einige zu nennen, haben wir in den nächsten Jahren einen sehr angespannten Haushalt.

Ungleich schwieriger ist es auf Grund ihrer Größe für unsere beiden Nachbarn. 


Natürlich fließt ein großer Teil des Geldes wieder zurück, wenn der Verkauf wie geplant läuft. Auch Gewerbesteuer wird voraussichtlich in ein paar Jahren fließen. Aber die Durststrecke ist hüben wie drüben vermutlich lang und hängt dann auch noch an so Kleinigkeiten wie der Baukosten- und Zinsentwicklung und dem (Welt-)Wirtschaftsindex.

Jetzt müsste ich in meinem Buch wohl eine Entspannungsübung einbauen.


Da ich aber ein optimistisch und positiv denkender Mensch bin und das Buch erst nach dem Ende meiner Amtszeit schreiben würde, wäre der anschließende Schlussteil natürlich positiv.

Allerdings sehe ich schon heute deutlich das Potential unseres Projekts, obgleich es falsch wäre, ein Risiken auszublenden. 


Alle unsere Studien, die Erfahrung unseres Konversionsbüros in Berlin und unserer Wirtschaftsförderung und die vielen Interessenanfragen können nicht komplett falsch liegen.
Viele Garnisonskommunen mit Konversionsflächen blicken auf einen absolut identischen Prozess zurück.

Ich bin sicher, dass wir das Projekt gemeinsam mit unseren beiden Nachbargemeinden zum Erfolg bringen werden. 
Vielleicht oder sogar wahrscheinlich wird es noch ein paar Überraschungen geben, aber abgerechnet wird bekanntlich immer am Ende. 
Niemand sollte vergessen, dass wir gerade die Chance haben, das größte Konversionsprojekt in Schleswig-Holstein zum Erfolg zu bringen.

Aber es sollte auch niemand unterschätzen, wieviel Zeit so ein großes Projekt benötigt und auch immer bedenken, dass unterwegs immer mal wieder Hürden auftauchen können.


Ich werde auf jeden Fall weiter dran arbeiten, dass wir unsere abgestimmten Ziele auch gemeinsam erreichen. Das sind wir unseren Gremien und noch mehr unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern schuldig.

Ihr/Euer

Andreas Deidert